Alle Blicke ruhen auf Dir im Café Museum
In Europa war es nicht Paris oder London, das als erstes jener Droge erlegen ist, die ihr hohes Ansehen durch Geruch und Wachheit errang – es war Wien. Kaffee kam hierher mit der Türkenbelagerung 1685. So geht die Wiener Kaffeehaustradition in Zeiten zurück, als Bach ein Baby war. Jedes Kaffeehaus hat eine andere Atmosphäre. Was sie verbindet sind jedoch Thonet-Sessel, runde marmorne Tischplatten, Spektren von Tageszeitungen, Wasser auf Silbertabletten, und die Philosophie, dass Eile eine Sünde ist. Die Kellner jedoch sind so ungeduldig wie beherrschend.
Das Café Museum schmiegt sich an eine Ecke des Karlsplatz und ist nahe der Kunstakademien, Museen etc. und, freilich, jeder ist ein Künstler. So gibt es die Tradition, dass jeder, der im Kaffeehaus sitzt jeden, der gerade hereinkommt, aufmerksam mustert, ob sie wohl eine große Künstlerin sein könnte... oder vielleicht ein großes Modell?
Die Blicke abwehrend, finde ich einen halbrunden Alkoven, wo Heinisch sitzt, er sortiert seine Partituren und sieht ein wenig aus wie ein junger Erich Korngold. Ich setze mich und wir plaudern, während er eine lange, dünne Zigarre raucht. Dieser Ort ist sehr nahe zu seinem Büro in der Universal Edition. Ich sage: „Das ist Dein Wohnzimmer, oder?”. Er lächelt, als er die Bündel von Noten sortiert und wir stoßen mit unseren Schalen an.
Sehn Fruon
(übersetzt von I.-J.V.)